85 Jahre BDFA

Im Bundesverband Deutscher Film-Autoren e.V. (BDFA) sind derzeit rd. 4.200 unabhängige Filmemacher und –macherinnen – entweder in einem von dessen 200 Klubs oder als BDFA-Einzelmitglied - organisiert. In einem Jahr, im Juni 2012, feiert der Verband seinen 85. Geburtstag.

Rückblick im Zeitraffer: Anfang des Jahres 1926 hatte sich über eine Zeitungsannonce eine Arbeitsgemeinschaft von Amateuren gefunden, deren Ziel es war, die Vereinzelung der Filmer zu überwinden und sich bei der Herstellung neuer Streifen zu unterstützen – und so entstand der Frankfurter Film-Amateur-Club. Aber auch die Industrie hatte Interesse daran, die Filmer zusammenzufassen und deshalb gründete einer ihrer Vertreter, Joachim Graßmann, der geschäftsführende Vorsitzende der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft, im Juni 1927 in Berlin den "Bund der Filmamateure". Der „BdFA“ (so schrieb er sich damals noch) umfasste zunächst nur dort Mitglieder - Ende des Jahres 1928 waren es schon an die 200! Als der BdFA eine große Werbekampagne einleitete, um neue Mitglieder zu gewinnen, verdoppelte sich ihre Zahl auf 400. In diesem Jahr trat der gesamte Frankfurter Film-Amateurclub dem BDFA als Ortsgruppe Frankfurt bei. Im selben Jahr wurde auch der Kölner Club gegründet, es folgten Hamburg, Dresden und andere.

Nach 1933 wurde der Film - wie die gesamte Kultur - "gleichgeschaltet", d.h. systematisch von den Nationalsozialisten überwacht und bestimmt. Die einsetzende Massenproduktion der 16-mm-Lichttonprojektoren passte in das Konzept der neuen Machthaber, die daran Interessiert waren, nationalsozialistische Kultur- und Lehrfilme vornehmlich in die Schulen zu bringen. Bis 1936 waren schon 1.000 Filmamateure organisiert. Die bürgerlichen Filmemacher hatten sich zusammengeschlossen - überall waren Ortsgruppen entstanden, in denen man eigene Streifen vorführte und über sie ins Gespräch kam.  1935 wird der BdFA von den Nationalsozialisten "heim ins Reich" geführt. Der damalige BdFA-Chef Karl Melzer äußerte dazu: "Die Reichsfilmstelle für den Unterrichtsfilm widmet dem BdFA und seinen Bestrebungen ein erfreuliches Interesse“. Einige Filmamateure traten daraufhin aus, andere emigrierten. 1942 brach die Versorgung mit Schmalfilm zusammen Dennoch hielt der BdFA seine organisatorische Arbeit aufrecht: Sogar "Film für alle", die Monatsschrift des Amateurfilmwesens, erschien. Hans Plaumann - Geschäftsführer des BdFA - war der Schriftführer. Er rief die Amateure auf, dass derjenige, der noch über Rohfilm verfüge, Zeitdokumente erstellen möge. Im selben Jahr wurde das Haus des BDFA ausgebombt - trotzdem nahm man die Arbeit mit Hilfe der noch knapp 4000 aktiven Mitglieder wieder auf. Ab 1944 war dann alles zu Ende.

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Im Mai 1949 gründeten Hellmuth Lange und Erich Schau in Braunschweig den Filmerdachverband erneut - deutsche Vereine sind in den westlichen Besatzungszonen durch die Westmächte wieder zugelassen. Die erste Nachkriegstagung fand im April 1950 in Dillenburg statt, bei der sich die Leiter von 18 Filmclubs mit Vertretern der zum Teil wieder aufgebauten Schmalfilmindustrie trafen. Der „Bund Deutscher Filmamateure“ (jetzt: „BDFA“) wurde Dachorganisation; 1. Vorsitzender wird Erich Schau, 2. Vorsitzender Walter Bever-Mohr und Geschäftsführer Hellmuth Lange. Noch im selben Jahr wird der BDFA wieder Mitglied der UNICA.
Der erste Nachkriegswettbewerb mit nur acht Filmen findet im Juli 1950 in Braunschweig statt; ein Jahr später in München unter der Leitung von Frank Frese liefen schon 27 Arbeiten - elf im 8mm- und 16 im 16mm-Format.
Der Amateurfilm in der seinerzeitigen Deutschen Demokratischen Republik entwickelte sich infolge von Materialschwierigkeiten langsam: Das private Filmen scheiterte an den hohen Anschaffungskosten. Mit Hilfe der Gewerkschaften wurden Amateurfilmgruppen in den Betrieben und Verwaltungen aufgebaut; auch Schmalfilmzirkel entstanden innerhalb kultureller und politischer Organisationen. Die Koordination und Interessenvertretung der kollektiv arbeitenden Filmamateure übernahm 1955 der "Zentrale Fachausschuss Schmalfilm" des Deutschen Kulturbundes; er wurde damit eine Organisation zur "Herausbildung einer sozialistischen Nationalkultur". 1959 gab es etwa 200 Filmstudios in den Betrieben.
Walter Bever-Mohr  aus Wuppertal stand dem BDFA von 1952 bis 1955 als 1. Vorsitzender vor. Das Wirtschaftswunder war auf dem Vormarsch, als Hans Debois – ebenfalls aus Wuppertal - 1955 zum BDFA-Präsidenten gewählt wurde. Die Zahl der Clubs wuchs von 50 auf 158. Hans Debois war als BDFA-Präsident rasch international bekannt geworden und wurde 1957 Präsident der UNICA. Die „Krönung“ seiner Amtszeit war die Ausrichtung des Weltfilmertreffens 1958 in Bad Ems. Eine Veranstaltung, die als wesentlicher Meilenstein in die BDFA-Geschichte eingegangen ist und dazu beitrug, den deutschen Amateurfilm im Ausland nach den Jahren der Isolation während des Dritten Reiches wieder salonfähig zu machen. Debois führte sein Amt bis 1962 aus, dann übergab er es an den damals jungen Kölner Klubvorsitzenden Josef Walterscheidt. 1961 fanden die 19. Deutschen Amateurfilm-Festspiele dann in der Domstadt statt. Der örtliche „Club der "Filmamateure“ hatte die Ausrichtung übernommen und führte die DAFF erfolgreich durch. Das DAFF-Filmprogramm wurde im großen Saal des Gürzenich, Kölns "guter Stube", vor ca. 1.000 Besuchern am Himmelfahrtstag vorgeführt. Das Fernsehen - ARD und WDR sowie die Deutsche Welle - war anwesend und die Preisvergabe wurde in der Tagesschau gesendet. Dies war ein Aufmerksamkeitsgrad, der bisher noch nicht erreicht worden war! Der BDFA hatte jetzt über 4.000 Mitglieder!
Die Amateurfilmer der DDR, zusammengeschlossen im NZADDR, wurden 1963 bei der Generalversammlung der UNICA als Mitglied aufgenommen. Die Mitglieder der "kollektiv praktizierten Volkskunst", insbesondere die Vorsitzenden der mittlerweile 400 Filmclubs, wurden von Profis und Fllmhochschuldozenten unterrichtet. Enge Beziehungen zwischen Amateur- und Berufsfilmern der DEFA wurden gepflegt; auch das DDR-Fernsehen strahlte regelmäßig Arbeiten von Amateuren aus.
UNICA 1974 in Köln: 16 Jahre nach Bad Ems gab es wieder eine „Weltmeisterschaft der Amateurfilmer“ in Deutschland. Zwei Jahre zuvor hatte man Josef Walterscheidt auch zum Präsidenten der UNICA gewählt. In Köln, im großen Saal des Gürzenich, liefen 101 Filme aus 22 Ländern. Im Foyer dagegen totales Kino, totaler Ton - ein Über- und Nebeneinander von kleinen und großen Filmbildern an Decke und Wänden
1977 feierte der BDFA sein 50jährlges Jubiläum. Anlässlich dieses Geburtstages wurde erstmalig ein "Jahrbuch des Deutschen Amateurfilms" herausgegeben, das einen umfassenden Einblick in die Arbeit des Verbandes und seiner Mitglieder gewährte.
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1981 dann beschloss die Mitgliederversammlung, die Organisationsform des Dachverbands zu ändern: Aus den bisherigen Regionen bildeten sich die Landesverbände mit weitgehender Selbstständigkeit, wobei die Grenzen der Landesverbände im Allgemeinen denen der Bundesländer entsprachen. "Dezentralisierung" hieß das Stichwort - nicht nur im politischen Raum, sondern auch im Amateurfilmbereich!
Anfang der achtziger Jahre begab sich der BDFA auch offiziell auf technisches Neuland und richtete das Referat "Videofilm" ein. Er dokumentierte durch seine Umbenennung in "Bund Deutscher Film- und Videoamateure" die Öffnung gegenüber dem damals noch neuen Medium. Auf den DAFF 1984 in Bayreuth gab es zum ersten Mal Video in Großprojektion auf der Leinwand.
Davor UNICA 1982 in Aachen: "Sprudelnde Vielfalt“ hieß das Motto. Zum dritten Mal traf sich der Weltfilmverband in Deutschland. 400 Kongressteilnehmer aus 25 Ländern reisten - in ihrem Gepäck 136 Streifen - nach Aachen.
Dann die UNICA 1984 in der DDR, in Karl-Marx-Stadt, im großen Saal der Stadthalle: 400 Amateurfilmer aus 20 Staaten und ca. 1.200 Einwohner sind anwesend. Josef Walterscheidt damals: "Es gab, was die UNICA in der DDR betraf, viele Skeptiker, aber alle, die in Karl-Max-Stadt dabei waren, sind begeistert zurückgekehrt ..."
1987: 60 Jahre Bund der Film- und Videoamateure! Er bestand zu diesem Zeitpunkt aus 300 Clubs und ca. 7.000 Mitgliedern. Grund genug drei Tage lang im Kölner Gürzenich, in der Cinemathek, in der Philharmonie und im dortigen Neuen Museum ein rauschendes Fest zu begehen.
Sommer 1989: Ungarn öffnete die Grenze zu Österreich. Im Eisernen Vorhang klafft nun ein Loch. In dieser Zeit trifft sich der Weltfilmverband zur UNICA wieder in Deutschland - diesmal in Baden-Baden.
Ab dem 1. Januar 1991 gehörten dann die organisierten Amateurfilmer der fünf neuen Bundesländer - 200 an der Zahl - zum BDFA. Die nächste Jahreshauptversammlung des BDFA im Februar in Bad Hersfeld wurde die erste gesamtdeutsche. Auf der Tagesordnung stehen u.a. die turnusgemäßen Neuwahlen. Josef Walterscheidt und sein Stellvertreter Dr. Günther Koepke stellten sich für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung. Es konstituierte sich ein neuer Dachverbandsvorstand: Dr. Eckart Stiehl (Swisttal) und Rolf Hässelbarth (Berlin) sind der neue 1. und 2. Vorsitzende; wiedergewählt wurde der langjährige Schatzmeister Bernd Newels (Münster).
Auf der Mitgliederversammlung 1994 wurde eine neue Satzung beschlossen. Der Vorstand des Dachverbandes ist danach neu strukturiert: Den BDFA führte weiterhin Dr. Eckart Stiehl; ihm zur Seite standen jetzt vier Vize-Präsidenten: Für das Referat "Haushalt und Finanzen" Hannelore Teich (Bad Schwartau), für "Presse und Öffentlichkeitsarbeit" Dr. Gert Richter (Verl), für "Wettbewerbs- und Jurywesen" Rolf Hempel (Neuenhagen bei Berlin) sowie für "Internationale Kontakte" Hansjoachim Stampehl (Duisburg), der dann 1997 das Amt des BDFA-Präsidenten übernahm – ihm zur Seite als Vize-Präsidenten Hanne Teich, Dr. Gert Richter und Bernhard J. Lindner.
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Im Februar 2004 folgte dann ein bislang letzter „großer Schritt“: Der BDFA gibt sich einen zusätzlichen sog. Handelsnamen, nämlich „Bundesverband Deutscher Film-Autoren e.V. (BDFA)“. Ein wichtiges und richtiges Signal für die Zukunft des deutschen Filmerdachverbands!

Im Spätsommer 2004, vom 28. August bis 5. September, richtete der BDFA die UNICA in Veitshöchheim aus. Es waren wunderbare Tage in Unterfranken; für die Besucher, die aus der ganzen Welt – sogar Korea war vertreten! – gekommen waren, werden sie mit Sicherheit unvergesslich bleiben. Getrübt werden die Erinnerungen daran allerdings dadurch, dass nur sechs Wochen nach Ende des Weltfestivals, am 14. Oktober 2004, BDFA-Präsident Hans-Joachim Stampehl leider verstarb. In der BDFA-JHV 2005 wurde er posthum zum Ehrenpräsidenten ernannt. Zu Stampehls Nachfolger als BDFA-Präsident wurde in Fulda am 12. Februar 2005 der Dortmunder Klaus-Werner Voß gewählt. Die beiden Bad Schwartauer Hannelore und Rüdiger Teich wurden im Rahmen der DAFF 2009 in Hamburg auf Grund ihrer über zwei Jahrzehnte langen Tätigkeit im BDFA-Vorstand bzw. –Beirat zu Ehrenmitgliedern des Filmerdachverbands ernannt ebenso wie – im Oktober 2009 dann – Dr. Gert Richter aus Verl bei Gütersloh, der – neben seiner Tätig im BDFA-Vorstand – über zwanzig Jahre lang als Chefredakteur der Verbandszeitschrift „Film&Video“ wirkte.

Derzeit wird der Verband von Klaus Werner Voß aus Dortmund geführt; Vizepräsidenten sind Bernhard J. Lindner aus Plochingen (zuständig für nationale und internationale Kontakte sowie für das Wettbewerbs- und Jurywesen) und Klaus Piotrowski aus Dortmund (als Schatzmeister).

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